Stacheldraht, der mit Gras umhüllt ist, aufgerollt auf einer Spule mit Holzgriffen (nachträglich angebracht).
Ältere Spisser (Rinderwald, Ladholz, Linter, Gempelen) mögen sich noch an Hirtenbuben erinnern, die vor dem Aufkommen des Weidedrahts während der Sömmerung des Viehs aufpassen mussten, dass dieses nicht zu nahe bei den steilen Felsen weidete. Steinschlag und Abstürze wären die Folge gewesen, hätten die Halbwüchsigen nicht aufgepasst. Aus dieser Sorge fürs Vieh ist es verständlich, dass die um die Jahrhundertwende aufkommenden Stacheldrähte kritisch beachtet wurden. Man malte sich aus, die Kühe könnten sich lebensgefährliche Infektionen zufügen. Oder sie würden sich sich am Stacheldraht verletzten, weil sie den dünnen Draht im Nebel nicht sehen. Durch die Stiche aufgeschreckt würden sie blindlings über die Flühe springen und so qualvoll verenden.
Die Lösung war ein mit Lischengras ummantelte Stacheldraht. Aber nicht sehr lange: Mit der Zeit bemerkte man, dass die Kühe obige Reaktionen nicht zeigen würden und konnte den Draht ohne Isolierung verlegen. Es scheint dies die einzigen paar Meter ummantelter Stacheldraht zu sein, die unter diesem Schopf die Zeit überdauerten.
Dieser Stacheldraht wurde «unter einem Schopf» gefunden, dabei handelt es sich um einen Felsvorsprung in den Hochalpen. Geschützt von den Schneemassen und Lawinen werden darunter die Holzpfosten und auch der Weidedraht aufbewahrt, da der Zaun im Frühling auf- und im Herbst wieder abgebaut werden muss.
Serie „Scheunenfunde“
Als Scheunenfund (engl. Barn Find) bezeichnet man hauptsächlich das Auffinden eines in Vergessenheit geratenen und dann wiedergefundenen Gegenstandes. Oft entscheidet nur die Geschichte des Gegenstandes über die Wichtigkeit, und dass der Gegenstand lange nicht verfügbar war, steigert dessen Wert zusätzlich. Meine Serie soll krude Geschichten über schnöde Gegenstände erzählen. *Schallendes Schmunzeln